„Die mediale Entwicklung lässt uns immer visueller werden“


Sonja Heller (l.) und Dorothee Pilavas (r.)

Statistiken und Organigramme müssen nicht langweilig sein. Übersichtlich aufbereitet und mit einer aufmerksamkeitsstarken Illustration versehen, können sie Informationen schnell, einprägsam und kurzweilig vermitteln.

Das beweisen „Pilavas und Heller“ mit ihrem Infografikdienst. Ihre Infografiken sind echte Eye-Catcher, die große Datenmengen und komplexe Zusammenhänge auf kreative Weise visualisieren und dabei den Blick aufs Wesentliche lenken. Diese Kompetenz haben sie auch beim Harenberg Kalender „Unsere Welt in Zahlen“ unter Beweis gestellt …

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich zusammenzutun und sich auf Infografiken zu spezialisieren?

Dorothee Pilavas: „Das Angebot an gut gemachten Infografiken ist in Deutschland nicht besonders groß, denn dafür braucht man nicht nur spezielle grafische Kenntnisse, sondern auch ein Gespür für die didaktische Visualisierung sowie journalistisches Denken. Insofern ist unsere Kombination aus einer Infografikerin und einer Journalistin mit Infografik-Erfahrung geradezu ideal für dieses spannende Medium und auf dem Markt auch ziemlich einmalig.“

Was finden Sie an dem Thema so spannend?

Sonja Heller: „Infografiken erzählen eine Geschichte, wenn man so will eine Bildgeschichte. Der Hintergrund ist aber nicht narrativ, sondern informativ – und je nach Art der Infografik kann sie dabei sehr illustrativ ausfallen.

Wo liegen die Herausforderungen beim Erstellen einer Infografik?

Dorothee Pilavas: Gründliche Recherchen und verlässliche Quellen sind zentral wichtig, denn die Aussage, die man treffen will, muss sich in den Zahlen und Daten widerspiegeln.

Sonja Heller: „Der besondere Reiz ist, Information so zu verpacken, dass sie im Ergebnis lesbarer sind als im Urzustand. Für den Grafiker bedeutet das, die Botschaft auf das illustrativ Wesentliche zu reduzieren, eine eindeutige Bildsprache zu finden, eine eindeutige Leseführung im Layout und eine durchdachte Typografie. Häufig bewegt man sich am Rande des Minimalismus: Infografik ist ein Spagat zwischen Informationstransport und Raumwunder auf 15x15cm.“

Warum werden Infografiken überhaupt benötigt?

Dorothee Pilavas: „Infografiken kommen immer dann zum Einsatz, wenn Texte oder Fotos allein die Botschaft nicht ausreichend transportieren können oder begleitende Informationen gefordert sind. Sie können komplexe Abläufe und Strukturen visualisieren, Zahlen ins richtige Verhältnis setzen und Zusammenhänge erklären. Darüber hinaus sind sie gestalterische Elemente, die Publikationen und Websites grafisch aufwerten und für Abwechslung sorgen.“

Welche Themen eignen sich verstärkt für den Einsatz von Infografiken?

Sonja Heller: „Der Harenberg-Kalender zeigt sehr schön, dass sich fast alles eignet. Selbst der Informationsgehalt einer einfachen Zahl lässt sich grafisch darstellen. In dem Fall ist Typografie das Mittel der Wahl für den Infografiker, um damit bildsprachlich zu arbeiten. Je komplexer ein Thema wird, umso geeigneter ist es natürlich für klassisch infografische Stilformen, nicht zuletzt für die Featuregrafik, das Erklärstück.“

Welchen Stellenwert haben Infografiken Ihrer Ansicht nach in der deutschsprachigen Medienlandschaft? Werden sie immer wichtiger, weil die Texte immer kürzer werden und die Leute immer weniger Lust haben, lange und komplizierte Texte zu lesen?

Dorothee Pilavas: „Wir würden uns freuen, wenn ihr Stellenwert weiter wächst, weil sie eine unglaubliche Bereicherung der Medienlandschaft sind und den Betrachtern viel zu bieten haben. In Spanien oder Großbritannien füllen Infografiken beispielsweise ganze Zeitungsseiten. Diesen Mut würden wir uns auch von deutschen Verlegern wünschen.“

Sonja Heller: „So gesehen hat die Infografik in Deutschland noch einen eher geringen Stellenwert. Vielleicht ist es unsere Mentalität, die hinter bunten Zeichnungen eher Unseriosität vermutet als Verbindlichkeit. Doch die mediale Entwicklung lässt uns immer visueller werden. Die Informationsflut macht es notwendig, Inhalte anders zu verpacken, um sie schneller aufnehmen zu können – egal ob als Print oder im Internet. Und die junge Generation geht sehr viel selbstverständlicher mit der visualisierten Information um.“