Peter Butschkow im Interview


Peter Butschkow zeichnet Cartoons und schreibt satirisch-humorvolle Texte. Er hat weit über 100 Bücher veröffentlicht, kleine und große, die eine verkaufte Auflage von über zwei Millionen erreicht haben. Er zeichnet auch für TV Hören&Sehen und für TV PUR – und natürlich für Heye Kalender. Butschkow lebt in Nordfriesland und fühlt sich dort sauwohl. Die Aussprache seines Namens bereitet einigen Probleme, daher sei an dieser Stelle festgehalten:  „Butschko“ spricht es sich aus !

Auf Ihrer Homepage schreiben Sie: „Mehr sage ich nicht. Ja, ich bleibe dabei.“ Das hoffen wir nicht …Sie leben in Nordfriesland. Aufgewachsen sind Sie in Berlin. Was hat Sie nach Nordfriesland verschlagen?
Nach Nordfriesland kam ich über Umwege. Mein Leben in Berlin war von solch großer Intensität, dass meine Gesundheit nicht mehr mitkam. Arbeit und Privatleben, immer auf der Überholspur – das kostet. Allerdings zog ich nicht gleich an die Nordsee, sondern zuerst in ein idyllisches, winziges Dörfchen im Bergischen Land. Ein gewaltiger Sprung von der quirligen Stadt in die stille Landidylle. Auch für die Einheimischen waren wir Langhaarigen – ich wohnte mit einem befreundeten Pärchen aus Berlin zusammen – sehr gewöhnungsbedürftig. Nach wonnigen Jahren in dieser kleinen Land-WG mit Schafen und Hühnern, zog es mich 1983 mit meiner neuen Freundin nach Hamburg. Unsere beiden neugeborenen Söhne wollten wir aber auf keinen Fall in der Großstadt aufwachsen lassen und da vermittelte uns 1988 ein Berliner Freund dieses Haus hier. Ich liebe seit meiner Kindheit gerade die Nordsee!

Das bedeutete dann unbeschwerte Idylle für Ihre Jungs:
Ja klar, mit Schafen zum „Abmähen“ des Rasens, Ziegen und einem Kater.

Jetzt sind Ihre beiden Kinder erwachsen. Werden Sie dort bleiben oder zieht es Sie weiter?
Ich glaube nicht, dass das mein letzter Platz im Leben ist. Ich brauche ständige Bewegung. Ich hasse Stillstand und habe eine deutliche Aversion gegen Wiederholungen. Ich könnte allerdings auch nicht im Ausland leben. Wir hatten jahrelang ein Haus in La Palma und ich konnte dort einfach nicht arbeiten. Ich erstarre in einer fremden Kultur als wäre mir die Blutzufuhr gestoppt. Meine Kreativität nährt sich offenbar vorrangig von deutscher Kultur, deren Menschen und Sprache.

 

Womit beschäftigen Sie sich, wenn Sie nicht arbeiten?
Schon in Berlin habe ich in einer Rock-Band Schlagzeug gespielt. Unsere Band, die Teambeats Berlin, war ziemlich erfolgreich. Wir sind sogar im Vorprogramm der Stones aufgetreten und haben drei Platten herausgebracht. Jetzt ist das Schlagzeug eingemottet. Ich mag die alten Songs nicht wieder und wieder spielen. Wie gesagt, hasse ich Wiederholungen …Ich spiele Tennis, mache drei- bis viertägige Touren mit dem Fahrrad und liebe lange Spaziergänge – mit und ohne Hund. Ich nehme das Diktiergerät mit und lasse die Gedanken schweifen.

 

Was inspiriert Sie und wie arbeiten Sie?
Das Leben ist die Quelle, aus der ich schöpfe. Zum selbstständigen Arbeiten braucht man einen ungefähren Rhythmus, Disziplin, die Gewissheit, auch etwas schaffen zu können, wenn man nicht so in der Stimmung ist. Man sollte über Techniken verfügen, wie man unter höchstem Druck kreativ tätig sein kann. Der Einfallsreichtum unterliegt Gesetzen, die man nicht unter Kontrolle hat. Manchmal sieht man sich selbst beim Zeichnen zu, alles kommt wie von selbst, es gelingt alles und am nächsten Morgen wacht man auf und dann ist das wie abgerissen. Man hätte besser bis Mitternacht weitermachen sollen und nicht die Arbeit abbrechen, nur weil man bei Nachbarn zum Grillen eingeladen ist.
Am besten, man schafft sich die Aura eines schrägen, durchgeknallten Freaks an, dann darf man alles und keiner nimmt einem übel, wenn man nicht pünktlich zur Party erscheint. Gib dich also nicht alltagstauglich! Allerdings bin ich auch als Privatmensch lustig, was nicht typisch ist für Cartoonisten.

 

Ein Wort zum Schluss?
Mir scheint, in Deutschland hat man ein Problem mit dem Lachen. Gehen Sie mal in eine Buchhandlung und fragen, wo die Humor-Bücher zu finden sind. Sie werden angeschaut als hätten Sie nach Sado-Maso-Literatur gefragt. Zur Lage der deutschen Seele fällt mir Kurt Tucholsky ein: „In Deutschland sitzt immer eine Hälfte auf dem Sofa und ist beleidigt.“ Da kommt grad mein geliebter Neffe Ralf Butschkow, der herrliche Kinderbücher zeichnet …


In loser Folge stellen wir Ihnen in der nächsten Zeit einige unserer wichtigsten Künstler und Fotografen vor!